Jugendwerkhöfe in der DDR
ein dunkles Kapitel sozialistischer Heimerziehung


 

 

Ausstellung

Am 7. November 2009 wurde die neue Dauerausstellung „Ich bin als Mensch geboren und will als Mensch hier raus- Der Geschlossene Jugendwerkhof Torgau im Erziehungssystem der DDR" in der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau im Beisein einiger „Prominenz“, wie Marianne Birthler, der Bundesbeauftragten für die Stasiunterlagen, eröffnet. Die Ausstellung zeigt auf 170 m² des ehemaligen Gebäudes des einzigen Geschlossenen Jugendwerkhofs der DDR ein sehr bedrückendes und schlimmes Kapitel in der Heimerziehung. Es wird die Stellung dieser besonderen Disziplineinrichtung im System der Spezialheime der DDR-Jugendhilfe, sowie die ideologischen Hintergründe ihrer Existenz gezeigt. Anhand von Ton- und Videoeinspielungen wird den Besuchern eindrücklich vermittelt, mit welchem menschenunwürdigen Erziehungssystem der Jugendwerkhof Torgau seine Insassen behandelt hat. Außerdem wird durch die zweisprachige Gestaltung (deutsch und englisch) weit über die Grenzen der DDR-Heimerziehung informiert, sondern auch über die internationale Dimension der so genannten „Schwarzen Pädagogik“ des 19. und 20. Jahrhunderts.

Man hat die Möglichkeit Einblick in Biographien und Sonderakten zu nehmen, um das Schicksal der Betroffenen besser nachvollziehen zu können. Im Porträtraum erhalten die Opfer nun erstmals Stimme und Gesicht.

Die Erinnerungs- und Begegnungsstätte will aber nicht nur aufklären und einen Teil der Geschichte bewahren, sondern auch die Möglichkeit geben, sich zu begegnen und zu kommunizieren. Damit kann ein dunkles Stück Geschichte besser verstanden und verarbeitet werden.

Abschließend ist zu sagen, dass Torgau sämtliche Züge eines Gefängnisses hatte und teilweise sogar schlimmer als eine Strafvollzugsanstalt erscheint. Mit Sicherheit gehört der GJWH Torgau zu einem der schlimmsten Teile der DDR-Geschichte, denn die Jugendlichen wurden psychisch gebrochen. Sie wurden mit unmenschlichen und unwürdigen Maßnahmen „erzogen“. Sie wurden behandelt, wie keiner es verdient hat, behandelt zu werden. In der oben gezeigten Zellinschrift heißt es: „[…], wo man aus Menschen Idioten macht“ Und dieser Satz findet Berechtigung. Der Geschlossene Jugendwerkhof Torgau und all seine Erzieher haben die Menschen, die jemals dort eingesessen haben, verändert, verstört, gebrochen und total kaputt gemacht. Die Opfer verdienen es, dass man darüber aufklärt, denn viele Menschen wissen nicht, was hinter den Mauern von dem GJWH passiert ist und viele wissen nicht einmal, was Jugendwerkhöfe überhaupt sind. Deswegen ist die Arbeit der Erinnerungs- und Begegnungsstätte in Torgau so wichtig. Sie klärt auf, informiert und gibt die Möglichkeit mit Betroffenen zu sprechen. Dieses Stück DDR-Geschichte darf nicht verdrängt und in Vergessenheit geraten.