Jugendwerkhöfe in der DDR
ein dunkles Kapitel sozialistischer Heimerziehung


 

 

Grit Poppe

Die Autorin des Buches „Weggesperrt“, erschienen im Jahre 2009 im Cecilie Dressler Verlag, ist Grit Poppe. Sie wurde am 25. Januar 1964 in Boltenhagen an der Ostsee geboren. Die Leidenschaft zum Schreiben entdeckte Grit Poppe schon als Schulkind und sie bedauerte es immer sehr, nicht reisen zu können. Sie selbst hat nie solche extremen Erfahrungen gemacht, wie im Buch beschrieben, doch sie erlebte die Überwachung durch die Staatsicherheit in der DDR mit. Ihr Vater begründete 1968 die „Initiative Friede, Menschenrechte“ mit und somit wurde die Familie zur Zielscheibe von Bespitzelungen durch die Stasi. 1970 ließen sich ihre Eltern scheiden und ihr Vater zog nach Berlin, während Poppe bei ihrer Mutter in Stahnsdorf blieb.

Grit Poppe wurde trotz bester Noten nicht zum Abitur zugelassen, denn ihr Vater war ein Oppositioneller, der 1976 gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann protestierte. Trotzdem studierte sie später am Literaturinstitut in Leipzig. Von 1989 bis 1991 engagierte sie sich in der Bürgerrechtsbewegung „Demokratie Jetzt“. Grit Poppe arbeitet heute als freie Schriftstellerin und schreibt Romane und Erzählungen. Dabei wechselt sie neben dem Genre, wie Fantasy oder Komödie, auch die Zielgruppe. Sie schreibt abwechselnd für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Unter Anderem hat sich noch „Andere Umstände“ (2006), „Geteiltes Glück“ (2006) und „Anderswelt“ (2009) veröffentlicht.

Für Grit Poppe gehört Schreiben zum Leben dazu und deshalb sind noch viele weitere Werke in Planung. Ihr Buch „Weggesperrt“ hat viele positive Rückmeldungen bekommen. Nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene erschienen bei ihren Vorlesungen. Während die Jugendlichen das Buch vor allem spannend finden, haben viele Erwachsene das Beschriebene noch selbst erlebt.


Entstehung des Jugendromans „Weggesperrt“

Grit Poppe hat selbst in der DDR gelebt und kenn die diktatorischen Zustände im Staat aus eigenen Erfahrungen. Durch ihren Vater war sie auch des Öfteren der Überwachung durch die Staatssicherheit ausgesetzt. Dementsprechend weiß sie, wovon sie spricht, wenn sie über die Zustände in der DDR schreibt. Außerdem wüssten die Kinder heutzutage, ihrer Meinung nach, zu wenig vom Leben und den Zuständen in der DDR. So beschloss sie, einen Jugendroman zu schreiben und bei ihrer Themensuche stieß sie schließlich auf die Jugendwerkhöfe. Dabei war sie schockiert über das systematische Zerbrechen der kindlichen Psyche in den Jugendwerkhöfen und darüber, dass sie von den geschlossenen Einrichtungen der Jugendhilfe nie etwas gehört hat: „Das hat mich umgehauen. Ich hatte zu DDR-Zeiten von den geschlossenen Werkhöfen nichts gewusst. Schon, dass eine Freundin immer mal wieder zwei Ausreißer versteckte. Mehr aber nicht. Und ich dachte, wenn ich davon nichts weiß, dann wissen das ganz viele nicht. Das wurde ganz schnell ein Bedürfnis, meine Wut darüber auszulassen und gleichzeitig aufzuklären. (aus: „buecher“ 1/2011)

Um das Thema gut aufbereiten zu können, recherchierte sie sehr umfangreich. Unter Anderem besuchte sie Gedenkstätte und Ausstellung des ehemaligen Geschlossenen Jugendwerkhofs Torgau. Dort vermittelte man ihr Kontakt zu ehemaligen Insassen, führte viele ausführliche Gespräche und konnte so den Alltag in Torgau sehr authentisch und wirklich darstellen. Besonders gewidmet hat Grit Poppe das Buch „Weggesperrt“ Kerstin Kuzia und Stefan Lauter, die sich heute noch im Opferbeirat der Gedenkstätte des GJWH Torgau engagieren und trotz ihrer vielen schmerzlichen Erinnerungen offen über ihre Vergangenheit berichten.

Auszeichnungen und Nominierungen

Der Jugendroman „Weggesperrt“ erschien im Februar 2010 auf der monatlichen Liste „Die 7 besten Bücher für junge Leser“ des DeutschlandRadio, im März 2010 stand es auf „The White Ravens“, einer Empfehlungsliste der Internationalen Jugendbibliothek, und im Juni 2010 wurde ihm der „LesePeter“, die Auszeichnung der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien der GEW, verliehen. Im September 2010 gewann Grit Poppe für den Jugendroman „Weggesperrt“ den „Gustav-Heinemann-Friedenspreis“. Dieser ist die wichtigste Auszeichnung für deutschsprachige Kinder- und Jugendliteratur mit friedenspolitischem Inhalt.